

1998
testa pesante
Transformationsprozesse
Graziella Bergers künstlerische Arbeiten könnten im weitesten Sinne als Transformationsprozesse beschrieben werden in denen Möglichkeiten und Grenzen von Materialien erprobt werden und durch einen plastischen Vorgang in die jeweilige künstlerische Form gebracht werden. Dabei dienen sogenannte povere Materialien wie gebrauchte Kleider, alte Tische und Stühle, als auch Gips, Wachs und Plastikfolie als Arbeitsmaterial. Für die Arbeit testa pesante (ital. für schwerer Kopf), zerschnitt die Künstlerin ihre gebrauchten Kleider, füllte die aus der vorangegangener Skulptur fotografierten Formen mit Sand, und schichtete diese anhand einer bestimmten Zahlenordnung auf- und nebeneinander. Die Skulptur installierte die Künstlerin zusammen mit einem Reisekoffer als ihre Verpackungsform.
Die Schwere der abgelegten, aufeinandergeschichteten Sandbündel ergeben zusammen mit dem Koffer ein sinnfälliges Bild vom Unterwegssein, der Bürde, sowohl des Mitnehmens als auch Zurücklassens. Da es sich dabei um alte, zurückgelassene Kleidungsstücke der Künstlerin handelt, wird die Installation zu einem Stück persönlicher Geschichte. Doch nicht nur die dargestellte, sondern auch die Geschichte der Entstehung wird thematisiert, indem der Arbeitsprozess in seinen Schritten dokumentiert wurde. Sowohl der Aufbau der Kleider-Sand-Bündel als auch die Relikte, die zerschnittenen Kleider wurden photographiert. Damit wird der Arbeitsprozess zum eigenständigen Kunstwerk erhoben und das Werk wird sozusagen auf dem Weg zum Werk multipliziert. Denn die Kleiderrelikte, zusammengruppiert oder einzel photographiert, nehmen quasi im Negativ den thematischen Aspekt von Reisen, Zurücklassen, Mitnehmen wieder auf, veranschaulichen aber gleichzeitig die Technik des Schneidens als auch die Herkunft des Materials.
Christine Pfammatter/1998

















